| nachhaltigkeit | definition-recycling

Recycling - die eigentliche Definition


RECYCLING, zusammengesetzt aus RE (lt.) = „wieder, zurück“ und CYCLING (engl.) = „periodisches Durchlaufen“ bedeutet somit ein „immerwährendes, periodisches Durchlaufen“.

Dieses Konzept eines Endloskreislaufes verbindet man gedanklich üblicherweise auch mit dem Wort Recycling.

Deshalb trennen einige auch gerne ihren Hausmüll in Bio-Müll, Glas, Papier, Metall und Kunststoff-Verpackungen auf. Ein LKW holt die getrennten Sammlungen ab und alles geht den Weg des Recyclings nach obiger Definition. Prima!

Die Zeitung kommt also irgendwann als Versandkarton zurück, die Weinflasche als Gurkenglas, die Mais-Dose als Tomatenkonzentrat-Tube und die Wäscheweichspüler-Flasche als Schnittkäse-Verpackung. Bei dem letzten Beispiel hat wahrscheinlich jeder Leser innerlich gezuckt und zurecht, denn das Thema Recyling ist bei Kunststoffverpackungen etwas komplexer. Wir schauen uns das im Folgenden einzeln an.

Recycling - die Realität


In der Realität gibt es Unterkategorien wenn man von Recycling spricht. Man unterscheidet auch in der Gesetzgebungen zum Thema Verpackungen 3 Recylingarten:

  • a) werkstoffliches Recycling - das Verpackungsmaterial wird gereinigt, aufbereitet und chemisch unverändert wieder als Rohstoff für neue Verpackungen eingesetzt

  • b) rohstoffliches Recycling – das Verpackungsmaterial wird chemisch zu anderen Rohstoffen umgewandelt. Den ursprünglichen Werkstoff gibt es dann so nicht mehr

  • c) energetisches Recycling – das Verpackungsmaterial wird verbrannt und dient bestenfalls noch als Energielieferant zur Erzeugung von Prozesswärme, Strom oder Heizwärme.

Im Sinne der obigen Definition ist b) und c) ein „Etikettenschwindel“ und kein Recycling. Man muss sich auch sehr genau anschauen ab wann man ein Material als recycelt bezeichnet. Kann man schon von Recycling sprechen, wenn ein Material nur gesammelt, gereinigt und sortiert wurde? Man hat zu diesem Zeitpunkt noch kein neues Produkt daraus hergestellt. Leider ist dies in der Praxis auch der Fall.

Recycling von Metallverpackungen


Verpackungsmetalle – im wesentlichen Weißblech und Aluminium – lassen sich wieder einschmelzen. Verunreinigungen zersetzen sich bei den dafür nötigen Temperaturen. Bei Weißblechverpackungen liegt die werkstoffliche Recyclingquote bei 96 %, also schon sehr nahe dran am Endloskreislauf.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. So muß auf die Problematik der Zinn-Beschichtung bei Weißblechdosen und auf dünne Aluminium-Folien oder Aluminum-bedampften Folien in Verbundverpackungen hingewiesen werden. Dieses Aluminium steht einem Kreislauf nicht mehr zur Verfügung.

Recycling von Glasverpackungen


Bei Glas liegt die werkstoffliche Recyclingquote immerhin auch bei 89%. Verunreinigungen in den Altglascontainern sind aber schon ein Problem und für den Verbraucher auf den ersten Blick nicht einleuchtend. Die Trennung nach Glasfarbe ist noch verständlich. Es leuchtet jedem ein, dass aus grünem Glas kein weißes Glas mehr hergestellt werden kann. Warum aber Glühlampen, Fensterglas, Spiegel oder Blumenvasen und feuerfestes Glasgeschirr nicht in die Altglasbehälter dürfen, versteht man erst mal nicht. Kommt aber leider vor und ist für das Glasrecyling ein Problem.

Recycling von Papierverpackungen


Altpapier wird in der Papierfabrik wieder aufgelöst, gereinigt und die Papierfasern zurückgewonnen. Da Papier aus Fasern besteht, die mit jedem Recycling kürzer und brüchiger werden, müssen, je nach gewünschter Papierqualität – immerhin 3.000 verschiedene Sorten - zu diesen Altpapierfasern frische Fasern zugemischt werden. Immerhin hat Altpapier einen Anteil von 67% an neu hergestelltem Papier. Eine Papierfaser kann sich also niemals in einem Endloskreislauf bewegen, irgendwann geht sie dem Kreislauf verloren, weil sie ihm auch gar nicht mehr zugeführt wird, wie zum Beispiel Toilettenpapier.

Die rein werkstoffliche Wiederverwertung von Verpackungs- Metallen, -Glas und -Papier funktioniert also schon recht gut, wenn auch noch nicht zu 100% in einem immerwährenden Endloskreislauf.

Recycling von Kunststoff-Verpackungen


Hier wird es leider deutlich komplizierter, da Kunststoffe werkstofflich bei weitem keine so einheitliche Stoffklasse sind wie Glas, Papier, Weißblech und Aluminium.

Bei Kunststoff-Verpackungen werden chemisch sehr unterschiedliche Kunststoffe eingesetzt und das teilweise auch in Kunststoff-Kombinationen die sich nur schwer, bis gar nicht mehr werkstofflich trennen lassen.

Verschmutzungen sind bei Kunststoff-Verpackungen eine weiteres Thema, da „Verschmutzungen“ in den Werkstoff Kunststoff eindringen können und aus diesem auch nur sehr schwer bis gar nicht wieder entfernbar sind. Man denke an Duftstoffe aus einer Wäscheweichspüler-Flasche oder Herbizid-, Insektizid-, Pestizid- und Fungizid-Bestandteile aus Agrarchemikalien-Flüssigkeitsbehältern.

Wenn man Kunststoff-Abfall recycelt, kann er dann also so aufbereitet werden, dass er wieder für die Herstellung einer Lebensmittelverpackung eingesetzt werden kann!?

Recycling von PET

Bei den PET-Getränkeflaschen, die über das bekannte Pfandsystem wieder eingesammelt werden, funktioniert das schon ganz gut. Der Werkstoff PET steht dann sehr werkstoffrein für ein Recycling zur Verfügung. Es müssen lediglich die Schraubkappen, Sicherungsringe und Etiketten abgetrennt werden, die aus anderen Werkstoffen bestehen. 2006 wurden in Europa ca. 940.000 Tonnen einer Wiederverwendung zugeführt, aber nicht zu 100% für eine neue Getränkeflasche. 50% wurden zu PET-Fasern, eingesetzt zur Herstellung von Fleece-Stoffen in der Bekleidungs-Industrie oder als Füllstoffe für Kissen etc.. Nur durch sehr spezielle Aufbereitungsverfahren ist ein anteiliger Einsatz von 25-50% Recycling-PET bei der Herstellung neuer Getränkeflaschen möglich.

Obwohl der PET-Getränkeflaschenabfall werkstofflich fast rein und vergleichsweise sauber ist, wird das Regranulat nicht zu 100% wieder zur Herstellung von neuen Getränke-Flaschen eingesetzt. Neue Behälter für Reinigungsmitteln sind aber auch ein sinnvolle Einsatzmöglichkeit.

Wie sieht die Bilanz bei anderen Kunststoff-Abfall-Sammlungen aus?

Recycling der Gelben-Sack Sammlung

Sehen wir uns die Sammlung "gelber Sack / gelbe Tonne" an, ein Gemisch aus einer Vielzahl von Werkstoffen unter anderem auch viele Kunststof-Sorten, teilweise noch stark verunreinigt und im schlimmsten Fall so miteinander verbunden, dass man die einzelen Kunststoffe sortenrein gar nicht mehr trennen kann. Man denke nur an die Papier/Aluminium/Polyethylen-Getränkekartons für Milch, Orangensaft etc.

Hinzu kommen noch alle möglichen Fehlwürfe von Sachen, die eigentlich gar nicht in diese Sammelsysteme gehören. Aber wie will man es dem Verbraucher begreiflich machen, dass die Plastikzahnbürste und die alte Kunststoff-Schöpfkelle und das Quietsche-Entchen nicht in den gelben Sack gehören.

Deshalb hat man sich in einigen Gemeinden das Sammelsystem "Wertstoff-Tonne" ausgedacht, wo neben Verpackungen auch diese Artikel und darüberhinaus auch sogar Elektrokleingeräte gesammelt werden.

Sortierung der Gelben-Sack Sammlung

Wie auch immer gesammelt, für eine echte werkstoffliche Wiederverwertung müssen diese komplexen Werkstoff-Mischungen mit einiger technologischer Raffinesse in möglichst "reine" Werkstoff-Fraktionen aufgetrennt werden.

Für die in gelben Säcken und Tonnen gesammelten Leichtverpackungen (=LVP) geschieht dies in LVP-Sortieranlagen. Googelt man nach „LVP Sortieranlage“ bekommt man auch optisch einen guten Eindruck mit welchem komplexen Stoffgemisch man es hier zu tun hat.

Die Firma LOBBE zeigt dies anschaulich in einem Youtube-Video und weißt auch die Zusammensetzung der einzelnen Sortierfraktionen aus.

Sortier-FraktionMenge [t]%ualer Anteil
Polyethylen (PE)113.14
Polypropylen (PP)226.30
Polyethylenterephthalat (PET)82.30
Polystyrol (PS)61.70
Aluminium113.14
Weißblech4111.70
Folien3510.00
Papier226.30
Getränkekartons267.40
Mischkunststoffe6919.70
Ersatz-Brennstoff Vorprodukt (EBS)10229.10
Sortierreste185.10

aus insgesamt 350 Tonnen LVP-Abfall (Stand 05/2017) - LVP = Leichtverpackungen, gelber Sack/Tonne

Ca. 34% der Menge ist Ersatz-Brennstoff-Vorprodukt (=EBS) und Sortierabfall und wird schon mal keinem werkstofflichen Recycling zugeführt, sondern am Ende verbrannt.

Die Sortier-Fraktionen Misch-Kunststoffe, Getränkekartons und Folien, sind auch noch keine werkstofflich sortenreinen Fraktionen, noch mal ca. 37% der Sortiermenge.

Lediglich 29% sind werkstofflich mehr oder weniger rein sortiert worden. "Reine" Kunststoffe machen davon weniger als die Hälfte aus, der Rest sind Papier und Metalle.

Man erkennt, die Sortierung zu sortenreinen Kunststoffen ist extrem schwierig, mit gerade mal 13% der Eingangsmenge von 350 Tonnen.

Recycling - die Industrie



Die im Bundesverband Sekundärrohstoffe ( bvse ) organisierten 880 Recycling-Unternehmen, bei denen vom Textil- bis zum Papierrecycler alles vertreten ist, ist eine Milliarden schwere Industrie mit entsprechendem Einfluß, die natürlich auch ein großes Interesse daran hat, dass die Recycling-Anlagen der Mitglieder laufen und Gewinne erwirtschaften.

Im Vorfeld der Verabschiedung des neuen deutschen Verpackungs-Gesetzes vom Mai 2017 forderte der bvse eine höhere, gesetzlich vorgeschriebene Recylingquoten für Kunststoffe. Lag die Recyclingquote bisher bei 36% sind es ab 2021 dann 63%. Das dürfte die Anlagen der Recycler doch gut auslasten.

Ausbeute beim Kunststoff-Recycling



Bei der aktuell mageren Ausbeute an reinen Kunststoffen von nur 13%, muss dann wohl aber noch einiges am Sortierprozess verbessert werden.

Die Recyclingquote jetzt auf die Menge zu beziehen, die man VORNE in die Sortieranlagen kippt, ist sicherlich nicht im Sinne des eigenlichen Recyclinggedankens und nützt erst einmal nur den Betreibern der Sortieranlagen und noch nicht der Umwelt. So definiert ist das reine Augenwischerei.

Will man also bei Kunststoffen eine höhere werkstoffliche Recyclingquote erreichen, ist also noch sehr, sehr viel zu tun.

Schaut man sich an was aktuell aus den Kunststoff-Recyclaten aus dem Gelben-Sack wird, gibt das schon einen Hinweis auf den Stand der Kunststoff-Recycling Technologie. Man findet dann Produkte wie: Rammfähige Pfähle, Bahnschwellen, Schneezeichen, Bohlen und Bretter, Tische und Bänke, Hochbeetbausätze, Beetumrandungen, Gehwegplatten-Elemente, Rassengitter-Elemente, Uferbefestigungpfähle, Wellenbrecher, Wasserstege, Geländer, Sichtschutzwände, Palisaden, Schnellkomposter, Poller, Abfalleimer...alles Produkte die man braucht, die dazu langlebig sind und wasser- und winterfest.

Recycling und Kreislaufwirtschaft



Die EU macht jedenfalls Druck in Richtung einer werkstofflichen Kreislaufwirtschaft.
Verbrennung und/oder Verbringung in Deponien soll für Kunststoff-Abfälle stark eingeschränkt werden.

Richtig so! Aufgrund der Endlichkeit der Rohstoffe ist es sehr sinnvoll unter Recycling nur den "immerwährenden Endloskreislauf" zu verstehen und selbigen möglichst perfekt anzustreben. Für einige Materialien gelingt dies sicherlich einfacher, für andere schwieriger.

Die Anstrengungen noch fehlende Technologien zu entwickeln, die ein werkstoffliches Recyling ermöglichen und dann aus den erzeugten recycelten Werkstoffen wieder hochwertige Produkte herstellen, dürfen nicht nachlassen.

Sicherlich muss auch immer wirtschaftlich gerechnet werden, dann bitte aber richtig, unter Einberechnung aller Kosten. Nicht so wie bei der Kernenergie, die als günstig galt, weil man die Entsorgungskosten des Atommülls "vergessen" hatte. Heute können wir noch gar nicht abschätzen, was alleine durch die ungeklärte Atommüll-Endlagerung, noch auf uns und kommende Generationen an Kosten zukommt.

Die "Endlagerung" von Verpackungsmüll - insbesondere Plastik- im Meer ist gleichfalls keine Lösung.

Facebook Twitter Google+ LinkedIn Xing